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Wie könnten die USA und Israel das iranische Atomprogramm zerstören?

Die Welt kommt nicht zur Ruhe. Seit einigen Tagen warten alle auf eine erneute Eskalation des immer schon schwelenden Konfliktes zwischen den (vermutlichen) Atommächten Iran und Israel. Jordanien und Saudi-Arabien haben bereits angekündigt ankommende Raketen und Drohnen abzuschießen. In Kurdistan-Irak stehen die Amerikaner bereit. Israel soll im Falle eines Angriffes gedroht haben, das iranische Atomprogramm zu zerstören. 

Könnte Israel oder ihr wichtigster Alliierter, die USA, das? Der Sicherheitsexperte Chris Schmitz hat den möglichen Angriff simuliert und analysiert. 

Zwei Anlagen: Natanz und Fordow

Basis der Simulation ist ein Angriff auf die zwei gut geschützten Brennstoffanreicherungsanlagen (FEP, Fuel Enrichment Plants) Natanz und Fordow im Iran. Die Anlage Natanz liegt in einem geschützten Bunker. Sie wird durch Flugabwehrartillerie (AAA) und Boden-Luft-Raketen (SAM) verteidigt. Diese Anlage ist riesig, über 100.000 m² groß.

Die zweite Anlage, rund 150 km entfernt, ist die FEP Fordow. Ebenfalls verbunkert, unterirdisch und gut geschützt nahe der Stadt Qom. Auch diese Anlage ist gut durch Flugabwehrartillerie und Boden-Luft-Raketen geschützt. Sie beherbergt bekanntermaßen Schlüsselbereiche des iranischen Atomprogramms. 

Die Voraussetzungen 

Für beide Standorte wird Folgendes angenommen:

a) USA und Israel kennen das innere Layout der Anlagen sowie die genauen Lagerorte des nuklearen Materials.

b) Die iranische Flugabwehr besteht aus modernen iranischen Systemen: Eine 
Bavar-373 (Bn) und vier Batterien Khordad 15 pro Standort.

c) Die Konstruktion der amerikanischen gelenkten, bunkerbrechenden Bombe GBU-57 MOP reicht aus, um die gehärteten unterirdischen Anlagen zu zerstören. Aber keine andere konventionelle US-Bombe wird in der Lage sein, diese Aufgabe zu erfüllen.

Wie würde eine Mission ablaufen?

Beide Anlagen liegen mit rund 300 km zur Grenze tief im Iran. Der nächste US-Luftwaffenstützpunkt rund 500 km entfernt im kurdisch-irakischen Harir bzw. 50 km weiter in der Regionalhauptstadt Erbil. Jedoch ist das einzige Flugzeug, welches die erforderliche GBU-57 MOP tragen kann, der B-2 Tarnkappenbomber, welcher direkt in den USA stationiert ist. Ein streng geheimes Mittel der US Air Force, dessen Verlust keine Option ist.

Dies legt den gesamten Einsatzplan für die Mission fest: Wie können die USA eine B2-Bomber mit „MOP“-Bombe 400 km in den Iran bringen? Kann der Bomber dabei „unentdeckt“ bleiben? Kann er iranischen Jägern entkommen? Wo fliegt er ein? Zu welcher Zeit schlägt er am besten zu?

Hier das Ergebnis der von Schmitz durchgespielten Simulation:

  • Iranische Aufklärungsstandorte müssen ausgeschaltet werden, bevor US-Flugzeuge über das Ziel kommen.
  • Anti-Stealth-Radare vor Ort müssen zerstört werden.
  • Manuelle Zielerfassung von Flugabwehr bedeutet, dass Flugabwehr-Stellungen
    an den iranischen Zielen zerstört werden müssen.
  • Luftüberlegenheit und die Unterdrückung der iranischen Flugabwehr (SAED) müssen vorhanden sein.
  • Auf dem Weg zu den beiden Anlagen liegt die dritte Anlage Arak. Laut nachrichtendienstlichen Erkenntnissen lagert dort Uran. Diese Anlage könnte man in dem Zuge ebenfalls zerstören.

Währenddessen können die USA 400 km weiter im Irak ihre Aufklärungs- und Überwachungsflugzeuge sowie fliegende Störsender in der Luft halten.

Die erste Phase

In der ersten Angriffsphase werden verdeckt gestartete Tarnkappen-Marschflugkörper des Typs AGM-158B JASSM-ER gegen Schlüsselstandorte eingesetzt. Um den Start der Marschflugkörper so lange wie möglich zu verdecken, könnten diese per RAPID-DRAGON-Technik im Flug aus dem Laderaum der C-17 Transportmaschinen gestartet werden, welche im Irak regelmäßig im Einsatz sind und nicht weiter auffallen. 

Die USA müssen ihre B-2 Tarnkappenbomber 400 km weit in den Iran und wieder rausbringen, ohne dass der Iran sie sehen oder abschießen kann. Die USA werden wahrscheinlich drei B-2 einsetzen. Einen für jeden Standort sowie eine Reserve über dem Irak für den Fall mechanischer Probleme oder Ähnlichem. Diese werden entweder von F-22 oder F-35 Tarnkappenjets geschützt. Es ist nicht davon auszugehen, dass die USA mit Nicht-Tarnkappen-Flugzeugen in den iranischen Luftraum eindringt.

Die Kampfjets für elektronische Kriegsführung (EW) des Typs EA-18G Growler könnten als hervorragende EW- und SEAD-Plattform die einzige Ausnahme sein. Diese können auch mit  AGM-88E AARGM Raketen bestückt werden, welche radarbasierte Flugabwehrsysteme gezielt ausschalten können. 

Wie den Iran ablenken?

US-Kampfflugzeuge würden vom katarischen Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid aus in Richtung des relevanten Gebiets im Irak fliegen. Als Ablenkung könnte ein möglicher Angriff von US-Flugzeugen gegen das iranische Kernkraftwerk Buschehr durchgeführt werden.

Dies könnte durch Angriffe auf die Verteidigungsanlagen und den angrenzenden Militärflughafen geschehen, ohne das eigentliche Kraftwerk zu beschädigen, da die USA wahrscheinlich eine Kontamination und das damit verbundene politische Desaster vermeiden möchten.

Dieser Aktion würde wahrscheinlich ein massiver Angriff mit Luft-Boden-Marschflugkörpern (JASSM) vorausgehen. Diese könnten von Bombern, die aus den USA ankommen, oder F-15 Kampfjets gestartet werden.

Ziele wären die iranischen Orte Isfahan, Hamedan und Dezful. In Dezful befindet sich der Shahid-Vahdati-Luftwaffenstützpunkt, von welchem aus der Iran seine Kampfflugzeuge starten würde. Mit diesem Hindernis aus dem Weg geräumt, könnten die USA entlang des violettfarbenen Korridors mit B-2-Bombern, geschützt durch F-22 und F-35 sowie elektronische Kriegsführung, vorrücken, die FEP angreifen und sich zurückziehen. Die US-Luftraumüberwachung müsste sicherstellen, dass nichts aus dem Teheraner Gebiet (blau) entkommt.

Zusätzlich kann man davon ausgehen, dass mehrere der amerikanischen RQ-180 Tarnkappen-Drohnen über dem Iran im Einsatzgebiet operieren würden, um zu gewährleisten, dass die USA jeden Ort im Blick haben und jede Gegenwehr des Iran sofort unterdrücken können.

Was, wenn etwas schiefgeht?

Bei einem Angriff dieses Ausmaßes, ist davon auszugehen, dass die USA im Irak ein massives Aufgebot an zusätzlichen Bombern und Marschflugkörpern vorhalten, um schnell reagieren zu können.  Der amerikanische B-1-Bomber trägt jeweils 24 Luft-Boden-Marschflugkörper JASSM mit großer Reichweite und wäre sicher im Einsatz.

Israel hat bei den großen Angriffen des 13. April 2024 gezeigt, dass sie in der Lage sind, auf große Mengen an Drohnen und Raketen gleichzeitig abzuwehren. In der Vergangenheit bewies Israel zudem, dass sie ballistische Raketen noch im Weltraum abfangen können. Israel sollte also sicher sein. 

Zusammenfassung

Die USA können dies mit nur drei B2 Tarnkappenbombern, einer Handvoll F-22 und F-35 Kampfjets, sowie umfangreicher Unterstützung und etwa 250+ Marschflugkörpern JASSM(ER) durchführen. Israel wäre ein enger Partner dabei, auf mit ihren Agenten direkt im Iran. Man könnte sich fragen, ob solche Aktivitäten „zufällig“ genutzt werden könnten, um die Kommando- und Kontrollstrukturen des iranischen Regimes zu stören und mit einem Revolutionsversuch zusammenzufallen.

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